Zürich – Eine brisante Entwicklung im Schweizer Sexgewerbe sorgt derzeit für Diskussionsstoff: Eine neu ins Leben gerufene Kampagne fordert Männer auf, nicht länger nach sogenanntem „AO“ (Alles Ohne) Sex – also Geschlechtsverkehr ohne Schutz – zu verlangen. Die Webseite „Tabulos-Nein.com“ steht im Zentrum dieser Bewegung und prangert das riskante Verhalten von Freiern an, die die Gesundheit von Sexarbeiterinnen und sich selbst aufs Spiel setzen.
Öffentliche Meldestelle als abschreckendes Instrument
Die Betreiber von Tabulos-Nein.com erwägen, eine öffentliche Meldestelle zu etablieren, bei der die Identitäten von Personen, die nach ungeschütztem Sex fragen, enthüllt werden könnten. Eine solche Maßnahme würde Profilbilder, Texte und Telefonnummern der betreffenden Freier veröffentlichen – ein kontroverser Schritt, der die Dringlichkeit des Anliegens unterstreicht.
Alarmierende Zahlen aus der Statistik
Die Faktenlage gibt Anlass zur Sorge: Eine Auswertung ergab, dass Sexarbeiterinnen in der Schweiz durchschnittlich fast sieben Anfragen pro Tag für ungeschützten Sex erhalten. Zugleich verzeichnet das Bundesamt für Gesundheit einen Anstieg sexuell übertragbarer Infektionen, mit einem besorgniserregenden Anstieg von Syphilis um fast 20 Prozent im Jahr 2022.
Die gesellschaftliche Dimension des Problems
Die Kampagne macht auf ein weiterführendes Problem aufmerksam: Sexarbeiterinnen, die zu ungeschütztem Sex gezwungen werden, sind oft auch Opfer von Zuhälterbanden und Ausbeutung. Dieses Thema ist nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus sozialer und moralischer Perspektive von Bedeutung. Die Erhöhung von Krankenkassenprämien durch steigende Behandlungskosten sexuell übertragbarer Krankheiten zeigt die finanziellen Auswirkungen dieses Problems auf die Allgemeinheit.
Eine klare Botschaft
„Sex ist geil, Sicherheit ist geiler“ – so lautet das Credo der Kampagne. Sie ruft Männer dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und Kondome zu nutzen. Die Webseite stellt klar, dass der Verzicht auf Kondome zum „echten Gefühl“ eine Illusion ist, die schwerwiegende, lebenslange Konsequenzen haben kann.
Ein Thema, das zum Nachdenken anregt
Während die Kampagne in der Schweizer Öffentlichkeit für Furore sorgt, steht eine breitere gesellschaftliche Debatte über Verantwortung und Sicherheit im Sexgewerbe aus. Tabulos-Nein.com könnte ein Katalysator für diese notwendige Diskussion sein und den Weg zu einer sichereren und ethisch vertretbaren Praxis im Sexgewerbe ebnen.
Fazit
Die neuste Initiative macht deutlich, dass im Schweizer Sexgewerbe Handlungsbedarf besteht, um die Verbreitung von STIs einzudämmen und die Rechte sowie die Gesundheit von Sexarbeiterinnen zu schützen. Es ist nun an der Gesellschaft, auf diesen Aufruf zu reagieren und Veränderungen herbeizuführen, die nicht nur das Sexgewerbe, sondern auch die allgemeine öffentliche Gesundheit betreffen.